Weitwandern auf Wegen im Norden Deutschlands

Es war die erste Wanderroute, welche angebunden war an die großen Wanderwege in Deutschland, wie z. B. dem Westweg im Schwarzwald: der >Nordsee-Bodensee-Weg<, der in Hamburg-Harburg begann und am Bodensee endete. Wir kennen ihn besser als Europäischen Fernwanderweg 1 >Nordsee-Bodensee-Gotthard-Mittelmeer<, der seine öffentliche Übergabe im Jahre 1972 erfuhr. Nun war er eingebunden in das Wanderwegenetz Europas, sollte er doch Dänemark mit der Schweiz und Italien verbinden.
Zuvor musste jedoch, und das war eine Aufgabe unserer Wanderfreunde aus Hamburg, das Wegteil von der Elbe bis zur Grenze in Flensburg erkundet und markiert werden. Das gelang unter Einbeziehung von Wegstrecken des Schleswig-Holsteinischen Landeswanderweges, der Kiel mit dem Sachsenwald verband, aber dessen Betreuung nicht sichergestellt war.
Neu markiert mit dem weißen Andreaskreuz konnte das Wegteil der Europäischen Wandervereinigung e.V., welche 1969 gegründet wurde, übergeben werden und wurde bald bewandert. Gesa Nitz, eine unserer Wanderführerinnen, war wohl die erste, die im Alleingang an der Grenze Dänemarks die Wanderung beginnend, das „Schwäbische Meer“ erreichte.

Zum 82. Deutschen Wandertag 1982 in Eutin erschien, herausgegeben vom Deutschen Wanderverlag (KOMPASS), eine Übersichtskarte mit den Europäischen Fernwanderwegen und Hauptwanderwegen und auf dieser Karte wurde ein Mangel sichtbar, denn der ganze Norden Deutschlands hatte außer den Fernwanderwegen (E 6 >Ostsee-Wachau-Adria<) wurde zu gleicher Zeit wie der E 1 erkundet und markiert, dem Nord-Ostsee-Wanderweg, dem Elbufer-Wanderweg und dem Ostfriesland-Wanderweg Wanderern nichts zu bieten.

Das Wanderwegenetz Hamburg und Umland, fand, da nicht überregional, hier keine Erwähnung. Wandern begann eigentlich erst an der Weser, nahm man die Information dieser Übersichtskarte wahr. Das führte nicht nur zu Diskussionen bei den Wandervereinen, auch die Tourismusverbände fanden dies wenig befriedigend und so entstanden sehr bald Aktivitäten.

Der Wiehengebirgsverband e.V. erweiterte sein Wegenetz; der Vorstand der Wanderbewegung Norddeutschland e.V. unter dem Vorsitz von Hermann Wittorf aus Rendsburg konnte bald den Wanderweg Schlei-Eider-Elbe, gedacht als Alternativ-Route zum E 1 durch den Westen Schleswig-Holsteins, beginnend in Schleswig, sich zur Nordsee wendend (Meldorf) und die Elbe bei Hamburg-Blankenese erreichend, und den Naturparkweg von Eckernförde durch die Naturparke Westensee und Aukrug nach Bad Segeberg der Öffentlichkeit übergeben. Mit Unterstützung der Kreissparkasse in Bad Oldesloe ergänzte bald der Stormarnweg von Reinbek nach Reinfeld mit der Anbindung von Lübeck das Wanderangebot.
Der Fremdenverkehrsverband Lüneburger Heide e.V. erbat sich die Reaktivierung der alten Wegeverbindungen südlich der Elbe. Hier übernahm unser Verband die Neu-Erkundung des Freudenthalweges von Verden/Aller bis Hamburg-Harburg und des Hermann-Billung-Weges, ebenfalls von Verden bis Lüneburg, und nun verlängert bis an die Elbe bei Lauenburg.
Auch an der Weser tat sich einiges. So wurde der Weser-Weg von der Porta-Westfalica nach Bremen nun durch den Unterweserweg bis Cuxhaven ergänzt.

Gemeinsam mit Schülern projektierte unser Wanderfreund Fred Hartmann aus Bad Bederkesa die Verbindung zwischen Bremerhaven und Wischhafen, den Elbe-Weser-Weg, erkundete auch eine Wegverbindung durch Butjadingen zum Jadebusen, und diese beiden Wegteile sind nunmehr Bestand des Europäischen Fernwanderweges 9  >Atlantik-Nordsee-Ostsee<.

Neben der Planung, der Erkundung und Markierung dieser Wanderwege musste auch deren Wegverlauf für die Kartenherausgeber dokumentiert werden, und hier war die Zusammenarbeit unseres Verbandes und unseren Wegewarten mit den Vermessungsämtern unerlässlich. Mittlerweile sind in den gebräuchlichen Wanderkarten unsere Wanderwege dargestellt. Auch Wegebeschreibungen erschienen in unserer Verbandszeitschrift „Norddeutscher Wanderer“ und in Broschüren.

Auch die Naturfreunde-Organisation blieb nicht untätig und um Ihre Häuser zu verbinden wurde der Hanseatenweg geplant, welcher in unserer Region das Johann-Simonis Haus am Rand der Heide in Maschen mit dem Süden verbindet.Im Norden fand sich eine Gruppe, die in Zusammenarbeit mit Dänen und auch am Beginn mit unserem Verband, welche das Projekt des Heerweges, dem Hærvejstien, betreuten, die ersten Wegteile des Ochsenweges durch Jütland bis zur Elbe planten und den nunmehrigen Radwanderweg erarbeiteten und durch Arbeitsfördergesellschaften installierten.

Kann man in Norddeutschland nicht wandern? Die Information der 1982 herausgegebenen Übersichtkarte signalisierte dies durch fehlende Eintragung von Wanderwegen, brachte aber so die Anregung über Wanderwegeverbindungen nachzudenken Der Norden hat viele Gebiete, welche das Interesse der Wanderer gefunden haben, und es ist nicht nur die Holsteinische Schweiz. „Wir wussten nicht, daß es in Norddeutschland so schön ist!“, steht zu lesen im Streckenbuch des E 1, E 6 auf dem Pariner Berg bei Bad Schwartau, welches dort seit 1982 für Eintragung ausliegt.

Nun stellt sich allerdings die Aufgabe, diese Wanderwege weiterhin zu betreuen, wie dies unsere satzungsgemäße Aufgabe ist und die ehrenamtlich von den Wegewarten unseres Verbandes und dessen Mitgliedsvereinen wahrgenommen wird, und es gilt den Bestand zu sichern. In der heutigen Zeit, keine leichte Aufgabe, denn neben dem Arbeitsaufwand für die ständigen Überholungsarbeiten der Wegemarkierungszeichen bestehen auch andere Gefahren. Die zunehmende Verstraßung der Landschaft, auch für die Landwirtschaft, das Umwidmen von Wanderwegen zu Radwanderwegen bringen „harte Bitumenbeläge“ auf diese Wege, wie sie von Wandern wenig geschätzt werden. Auch das Reiten auf Wanderwegen führt in einigen Gebieten und in der Nähe von Reiterhöfen zu erheblichen Problemen. Hier erwarten uns noch Aufgaben, wo unsre Argumente vorgetragen werden müssen, um auch Wege für das eigentliche Wandern zu Fuß zu erhalten Wichtig dafür ist das Nutzen unserer Wege durch uns selbst, damit unser Anspruch sichtbar bleibt, für uns und die Gäste in unserer Region, die wandernd Norddeutschland erleben möchten.

F. Schlinzig – Hauptwegewart Wanderverband Norddeutschland e.V.Juni 2007